Reviews A-Z
Home 
Über uns 
Reviews A-Z 
Konzerte 
Fotos 
Archiv 
Videos 
B-Board 
Umfragen 
Links 
Kontakt 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Künstler: Böhse Onkelz

Album: Adios

Erscheinungsjahr: 2004

Anspieltipp: No way punk!

Autor: Markus

Jede Musikerkarriere geht einmal zu Ende. So auch im Falle der Böhsen Onkelz, die nach etlichen Jahren des Kampfes gegen die Musikpresse und die übrigen Medien mit „Adios“ für immer ihren Hut nehmen wollen. Demzufolge hatte es sich die umstrittene Combo zur Aufgabe gemacht, sich mit einem echten Paukenschlag von den Brettern, die die Welt bedeuten, zu verabschieden. Ein Schlussstrich, der sich gewaschen hat, sollte es werden, das letzte Onkelz Album. Ein letztes Freudenfest für alle Fans der Frankfurter, ein Schwanengesang, wie ihn die Welt noch nicht gehört hat. Nichts von alledem ist „Adios“ geworden. Stattdessen liefern Kevin, Stephan, Gonzo und Pe, abgesehen von den unsäglichen rechtsradikalen Outputs ihrer Anfangstage, das schwächste Album ihrer Bandgeschichte ab. Eine Platte, die weder sonderlich kämpferisch wirkt, noch durch großartig provozierende Lyrics auf sich aufmerksam macht. Stattdessen hat man den Eindruck, dass die Onkelz schlussendlich im Hafen des Mainstreams angekommen sind und saft- und kraftlose Songs auf Konserve gepresst haben. Wirklich außerordentlich jämmerlich klingen die 15 „Kompositionen“, die sich die selbsternannten Hüter der Harten und Gerechten aus dem Kreuz geleiert haben.

Als Opener für „Adios“ haben sich die heuer gar nicht mehr so bösen Onkelz „Feuer“ ausgesucht, ein Track der jeder Beschreibung spottet. Vor allem der extrem einfallslose Refrain ist beängstigend nervig ausgefallen und wird bis zur Unendlichkeit wiederholt. Auch der leider sehr gut verständlich dargebotene Text, ist einfach nur als lyrischer Abfall zu bezeichnen und führt unweigerlich zu permanenten Lachanfällen beim Zuhörer. Der nun folgende Song „Immer auf der Suche“ ist dann ein klarer Fall für die Skip-Taste, denn er plätschert völlig belanglos vor sich hin und hat kaum Wiedererkennungswert, während „Superstar“ derart pseudomoralisch daherkommt, das jedem anständigen Musikfan Angst und Bange werden muss. Es ist ja schön, dass die Onkelz die in Deutschland Überhand nehmenden Castingshows auf die Schippe nehmen, jedoch wirkt diese Kritik von einer Band, die mit diesem Album mehr Geld verdienen wird, als ein Großteil der Bevölkerung dieses Landes in ihrem ganzen Leben, völlig unangebracht.

„So was hat man…“ zielt in Richtung deutscher Schlager und zieht sich mit seiner 5 minütigen Spielzeit wie ein Huba-Buba Kaugummi. „Ja, ja“ ist dann ein peinlicher und äußerst simpler Punkrocker geworden, der gewaltig an den Nerven zehrt und felsenfest untermauert, warum die Onkelz nach dem Release dieses Albums den Löffel abgeben. Selten ist kompositorischer Notstand eindrucksvoller dargeboten worden. In „Lass mich gehn“ bauen die Frankfurter urplötzlich auftauchende schizophrene Schreie ein, die einen weiteren gehässigen Lachkrampf unvermeidlich machen. Auch in „Fang mich“ frönt man dem Punk, sodass der Track als eine Art Pendant zu „Ja, ja“ gesehen werden kann. Übrigens musiziert man hier auf dem gleichen unterirdischen Niveau. Mit „Einmal“ präsentieren die Jungs dann eine schleimige Ballade, in der sie sich die gesamte Zeit selbst bemitleiden. Ansonsten ist die Schnulze völlig harmlos geraten und klingt reichlich uninspiriert.

Im an Nummer 9 positionierten Song „Kinder dieser Zeit“ wollen die Onkelz dann krampfhaft ihr abhanden gekommenes Underground-Image heraufbeschwören, wirken aber auch hier äußerst unglaubwürdig. Danach gibt es mit „Hass-tler“ (Ich schmeiß mich weg! Anm. d. Verf.) eine mit erhobenem Zeigefinger offerierte Kritik an sinnloser Gewalt. Irgendwie werde ich beim Anhören dieses Songs das Gefühl nicht los, dass die Onkelz sich neuerdings wie verkappte Moralisten aufführen. Die erste Singleauskopplung „Onkelz vs. Jesus“ hat nicht nur einen merkwürdigen Titel, ist auch sonst über alle Maßen anmaßend und lächerlich geraten, ebenso der Titel „Überstimuliert“, der nochmals untermauert wie nah die ehemaligen „Gossenkinder“ mitlerweile an der Schwelle zum Kommerz stehen. „Prinz Valium“ stellt - natürlich überaus authentisch - dar, warum man besser die Finger von Haschisch und Co. lassen sollte. Musikalisch bewegt man sich auch hier jenseits von Gut und Böse.

„Ihr hättet es wissen müssen“ ist dann scheinbar das offizielle Abschiedslied und den langjährigen Fans gewidmet, die den Jungs so lange die Treue gehalten haben. Sicherlich fließen beim Anhören des Songs bei einigen Leuten dicke Krokodilstränen, bei mir allerdings fließen selbige lediglich auf Grund des vor Pathos nur so triefenden Textes. Zum Glück ist das abschließende  „A.D.I.O.Z“ lediglich ein belangloses, melancholisch  gehaltenes Instrumental, denn nach fast 60 Minuten Spielzeit ist man versucht, seine Anlage mit einem Schlagstock zu malträtieren. Ich bestrafe daher das letzte Output der Onkelz mit der niedrigstmöglichen Punktzahl.

 

[Home][Über uns][Reviews A-Z][Konzerte][Fotos][Archiv][Videos][B-Board][Umfragen][Links][Kontakt]

Copyright (c) 2004. Alle Rechte vorbehalten.

tobias.dohle@reviewlution.de